1.1. Leitbild und pädagogische Grundorientierung

Die Anne-Frank-Schule (AFS) ist ein städtisches Berufskolleg mit etwa 1700 Schüler*innen und ca. 130 Lehrer*innen.

Der Name Anne Frank ist für die Schule Verpflichtung und Programm zugleich.

Anne Franks Tagebuch lässt das Schicksal einer jungen Jüdin im Unrechtssystem der NS-Zeit nachempfinden. Für die Anne-Frank-Schule ergibt sich daraus die Aufgabe, ein Klima sozialer Verantwortung zu schaffen, in dem Schüler/innen unterschiedlichster Herkunft in Respekt vor der Besonderheit eines jeden Einzelnen individuell und gemeinschaftlich für ihre Zukunft lernen können – eine Zukunft, die Anne Frank verwehrt blieb.

Wir an der Anne-Frank-Schule haben die Gute und Gesunde Schule zu einer der Leitideen unserer Schulentwicklung erklärt.  Die Förderung von Faktoren, die die Gesundheit positiv beeinflussen, ist eine Voraussetzung für qualitätsvolles Lernen und Arbeiten und damit für Bildung. Bildung verstehen wir als einen Prozess, in dessen Verlauf alle Kräfte eines Menschen angeregt werden sollen, damit sich diese in der Aneignung der Welt optimal entfalten können.

Wir wollen die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern genauso wie die von Lehrerinnen und Lehrern und des weiteren Schulpersonals erhalten und fördern.

Die Anne-Frank-Schule bietet Ausbildungsgänge an, die für den Dienst am Menschen qualifizieren. Dabei handelt es sich um Angebote in den Berufsfeldern

-      Ernährung und Hauswirtschaft

-      Sozial- und Gesundheitswesen

-      Im gewerblichen Bereich: Floristik, Friseure, Kosmetik und Hauswirtschaft.

Auf Grund dieser Bildungsgänge steht die Schule in einem engen Beziehungsgefüge mit dem nahegelegenen Franziskus-Hospital, dem Altenzentrum Klarastift, dem Mauritz-Kinderheim, mit vielen Kindergärten, Tagesstätten und Schulen im Ost- und Mauritzviertel von Münster, mit der Kirchengemeinde St. Mauritz, dem Seniorenbüro und weiteren Einrichtungen im Stadtteil.

Die Anne-Frank-Schule besteht aus einer Reihe sehr unterschiedlicher Bildungsgänge mit vielen Besonderheiten, die das vielseitige und lebendige Bild der Schule ergeben. In diesen Bildungsgängen findet die eigentliche pädagogische Arbeit statt, die von den Kolleginnen und Kollegen in Absprachen und didaktischen Planungen ausgestaltet wird.

Bei allen Unterschieden fühlen sich doch die Kolleginnen und Kollegen insbesondere drei Schwerpunkten verpflichtet: Moderne Ausbildung, individuelle Förderung und Lernen in sozialer Verantwortung.

Auch wenn diese drei Schwerpunkte nicht getrennt werden können, weil gerade ihr Zusammenspiel eine moderne Ausbildung garantiert, lassen sich im Folgenden doch bestimmte Elemente des Schullebens hervorheben.

1.1.1. Moderne Ausbildung

Moderne Ausbildung geschieht an der Anne-Frank-Schule ...

- durch eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis, durch die Orientierung an aktuellen Entwicklungen in den Berufsfeldern sowie durch eine enge Zusammenarbeit mit den Praxisstellen. Fachpraxisräume wie die Großküche, ein Kosmetikraum, Werkräume für Textiltechnik und das Friseurhandwerk ermöglichen auch in der Schule praxisnahes Lernen.

- durch Unterrichtsmethoden, die auf die Berufstätigkeit vorbereiten: Das Arbeiten  in Projekten, in Workshops oder in praxisorientierten Dienstleistungsservices… fördert die Selbstständigkeit beim Lernen und beruflichen Handeln.

- durch den Einsatz neuester Technologien, denn alle Klassenräume sind mit Internetanschlüssen ausgestattet, Laptops und andere mobile Computer stehen zur Verfügung genauso wie 3 Räume mit fest installierten Computerarbeitsplätzen in  Klassenstärke.

- durch die Möglichkeit der Doppelqualifizierung, in dem neben beruflichen Abschlüssen gleichzeitig auch allgemeinbildende Abschlüsse erlangt werden können.

- durch die Pflege von Schulpartnerschaften mit Berufsschulen in Polen, England und den Niederlanden, um den europäischen Austausch zu fördern.

- durch die Förderung von Fremdsprachenkenntnissen (z.B. durch das Ablegen des KMK-Zertifkats), um die Schüler/innen fit zu machen für den europäischen Arbeitsmarkt.

1.1.2. Individuelle Förderung

Die überschaubare Größe der Anne-Frank-Schule schafft eine gute Voraussetzung dafür,

- dass ein persönliches Miteinander gefördert wird und keine Atmosphäre wie in einer Lernfabrik entsteht.

- dass persönliche Beratung durch Lehrer/innen, aber auch durch sozialpädagogische Fachkräfte erfolgen kann.

- dass die Klassenlehrer/innen, die als Ansprechpartner/innen zur Verfügung stehen.

- dass die Förderung von Stärken und das Ausgleichen von Defiziten in  speziellen Förderkursen oder im Stützunterricht vorgenommen werden kann.

- dass individuellen Neigungen und Stärken in AGs und außerunterrichtlichen Veranstaltungen nachgegangen werden kann.

- dass bei persönlichen Problemen ein Beratungslehrerteam bereit steht für die Hilfe beim Hilfesuchen.

- dass zur besonderen Förderung von jungen Frauen mit Kindern sowie von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf Maßnahmen ergriffen werden.

1.1.3. Soziales Lernen

Eine moderne Ausbildung ist für uns ohne Betonung der sozialen Verantwortung nicht denkbar. Im Folgenden wird beispielhaftsichtbar, wo „soziales Lernen“ in der Anne-Frank-Schule seinen Ort hat:

- Förderung der Klassengemeinschaft, z.B. durch Fahrten, Projekttage, gegenseitige Nachhilfe, gemeinsame Entscheidungsprozesse, Unterstützung in Konfliktsituationen, Integration

-  Studienfahrten als unterrichtsintegrierte Lernmöglichkeit

-  multikulturelles Lernen und Feiern mit Menschen aus über 23 Nationen an der Anne-Frank-Schule

-  Unterstützung des Kinderdorfes in Irati / Brasilien, u.a. mit dem jährlichen Adventsbasar-Erlös

-  Förderung umweltschonenden Verhaltens in der Schule, z.B. in Bezug auf Müllvermeidung, Mülltrennung, Schulweg-Verkehrsmittel, Nahrungsmitteleinkauf, ...

-  aktive Energieeinsparung durch Regelungen in den Klassen, die helfen sollen, den Verbrauch von Heizenergie und Strom einzudämmen. Solarzellen auf dem Schuldach tragen zur umweltfreundlichen Energiegewinnung bei.

-  Gesundheitsförderung nicht nur als ein biologisch-medizinisches, sondern auch als soziales und sozialpolitisches Projekt, wobei  das Ziel ist, gesunde Lern- und Arbeitsbedingungen für alle an der Schule beteiligten Personen zu schaffen.

1.1.4. Spezielle Highlights: „Bistro“ und „Oase“

Schüler/innen der hauswirtschaftlichen Abteilung verwöhnen mit ihren kulinarischen Leckereien sowohl die Schüler- als auch die Lehrerschaft.

Im Frühstücks- und Mittagsangebot kann gewählt werden zwischen knackigen Fitburgern, leckeren Salaten, vielfältigen Obstsorten, schmackhaften Suppen, deftigen Aufläufen und verführerischen Desserts. Entsprechend der Jahreszeit werden abwechslungsreiche und gesundheitsbewusst zusammengestellte Snacks und Menüs angeboten. Auf diese Weise können die Schüler/innen berufsspezifische Erfahrungen sammeln.

Darüber hinaus hat sich unser Jugendcafe Bistro zu einem beliebten Treffpunkt für Schüler/innen und Lehrer/innen entwickelt.

1.1.5. Besondere Bildungsgänge und Eingliederungsmaßnahmen

An berufsbildenden Schulen werden vielfach auch Schüler/innen aufgenommen, die im allgemeinbildenden Schulwesen hinsichtlich ihres Lernverhaltens, ihrer persönlichen Entwicklung oder ihrer kurzen Verweildauer in Deutschland als „ausbildungsbeeinträchtigt“ gelten. Leitziel unserer Ausbildungsangebote ist es, diese Jugendlichen zur Berufsfähigkeit hinzuführen. Weitere Schwerpunkte sind Allgemein- und Persönlichkeitsbildung sowie Erweiterung der deutschen Sprachkompetenz.

Die Arbeit der Klassenlehrer/innen und Fachlehrer/innen wird z.Zt. von einer Sozialpädagogin unterstützt, die sich um die sozialpädagogische und individuelle Unterstützung und Förderung der einzelnen Schüler/innen kümmert.

1.1.6. Schulseelsorge

Als Schulseelsorger, Religionslehrer, engagierte Christen haben wir nicht den Auftrag, spezielle Interessen der Kirchen zu vertreten, sondern dazu beizutragen, dass Schüler, Lehrer und Ausbilder sich als eine Gemeinschaft erfahren, in der sich jeder auf seine Weise engagieren kann, in der jeder mit seiner persönlichen Weltanschauung und Glaubenssituation ernst genommen wird. Kulturelle und religiöse Unterschiede und Gemeinsamkeiten können als Bereicherung erfahren werden.

Konkret heißt das in unserer Schule:

- Angebote zu Tagen religiöser Orientierung
- Durchführung religiöser Projekte

- Angebote von gottesdienstlichen Feiern

- Beteiligung an Hilfsprojekten
- Unterstützung des Kinderdorfes in Irati/Brasilien

- Förderung interkultureller Begegnung
- Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen und religiösen Fragen
Diese Beispiele zeigen, dass Schulseelsorge kein Sonderprogramm ist, sondern Teil unseres Gesamtverständnisses von Erziehung in sozialer Verantwortung.

1.1.7. Beratungskonzept

An unserer Schule gibt es ein Beratungsteam mit z.Z. 6 Lehrerinnen und Lehrern. Sie sind ansprechbar für Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern. HILFE BEIM HILFE-SUCHEN gibt es

  1. im INFO-BÜRO des SV-Raumes mit Prospekten, Adressen, Broschüren, Erfahrungsberichten...
  2. durch TÄGLICHE ANSPRECHBARKEIT einer Lehrperson aus dem Beratungsteam in der großen Pause.
  3. durch eine regelmäßige SPRECHSTUNDE im Beratungszimmer 411a.
  4. durch GESPRÄCHSTERMINE nach Vereinbarung.
  5. in Form der „KOLLEGIALEN FALLBERATUNG“ für Lehrer/innen.
  6. durch PLANUNGSHILFEN für Klassen, Lehrer/innen, Gruppen, die sich in Unterrichtsvorhaben, Projekten o.ä. genauer beschäftigen möchten mit Themen wie Sucht, Sexualität, Gewalt, Lernprobleme, Beruf, ...,
  7. durch KURSE für Schüler/innen, die sich ausbilden lassen möchten zu Mitarbeitern, z.B. in der Suchtvorbeugung oder Konfliktregelung.

1.1.8. Interkulturelles Lernen

Ein profilbildendes Element am Anne- Frank Berufskolleg  ist die multikulturelle Zusammenarbeit mit Schülern/ Schülerinnen aus unterschiedlichen Nationen.

Durch gemeinsame Projekte möchten wir einen aktiven Beitrag zur Friedenserziehung leisten.

Die Begegnung mit fremder Kultur fördert die Bereitschaft, Andersartigkeit wahrzunehmen, auszuhalten, eigene Wertvorstellungen zu reflektieren, um gemeinsame Kompromisslösungen zu finden. Die Erfahrung in Projekten mit unseren Partnerschulen hat gezeigt, dass Kontakte mit fremden Kulturen Vorurteile abbauen aber auch manchmal bestätigen können. Interkulturelle Bildungsarbeit bedeutet in der konkreten Projektsituation, Verständnis zu fördern und Konflikte offen mit kulturellem Taktgefühl auszutragen. Empathie und Toleranz werden somit in der Praxis erprobt.

Interkulturelle Bildungsarbeit findet an unserer Schule aber nicht nur in Schulpartnerschaftsprojekten statt, sondern hat viele Standorte in unserer Schullandschaft.

Hier einige Beispiele:

-  die thematische z. T. fächerübergreifende Einbindung multikultureller Problemfelder im

Pädagogik, Psychologie, Religions- und Englischunterricht

-  Multikulturelle Projekte in Zusammenarbeit mit dem Bims

-  Schulpastorale Angebote, die unterschiedliche Konfessionen mit einbinden

-  Friedensgespräche mit Studenten aus dem Nahost

-  Internationale kulinarische Festwochen, AFS Schülerinnen stellen landestypische

Spezialitäten vor

-  Schüleraktionen für die Unterstützung von Projekten in Thailand (Webprojekt),

Irati (Adventsbasar), Südafrika (Unterstützung einer Grundschule), Philippinen

(Streetworkerprojekt auf der Müllhalde)

In einer Schule, die Schülern und Schülerinnen aus 11 verschiedenen Nationen Heimat bietet, ist ein von Respekt geprägtes multikulturelles Zusammenleben in der Schulgemeinschaft und eine Hinwendung zum außerschulischen internationalen Engagement unverzichtbarer Bestandteil unseres Schulprofils.