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Qualität braucht Raum

Schulpolitische Sprecher der Münsteraner Ratsfraktionen zu Gast am Anne-Frank-Berufskolleg

Vor dem Start in die Osterferien treffen die schulpolitischen Sprecher*innen der Münsteraner Parteien am Anne-Frank-Berufskolleg auf Schulleitung und Vertreter*innen schulischer Gremien (Lehrerrat, Steuergruppe, Schüler*innen-Vertretung u.a.m.). In sachlicher, aber auch emotionsgeladener Art und Weise formuliert die Schule eine klare Problemanzeige, was die Raumsituation (Klassen- und Fachraummangel, Aufsplitterung der Schule auf mehrere Standorte) wie auch die insgesamt schlechte technische und digitale Ausstattung betrifft. „Die Mängel sind so gravierend, dass die Ausbildungsqualität erheblich leidet. Es fehlt eine Perspektive, wie es mit der baulichen Umgestaltung und Erweiterung des Anne Frank Berufskollegs weitergeht.“, so der Schulleiter Thomas Terhaer.

Zum Hintergrund: Vor mehr als drei Jahren ist die Fusionierung der ehemaligen ESPA mit dem Anne-Frank-Berufskolleg per Ratsbeschluss besiegelt worden. Damals haben alle Beteiligten versichert und in Ratssitzungen zu Protokoll gegeben, dass es das erklärte Ziel sei, EINE gute Schule zu haben, die eben auch durch räumliche Nähe geprägt sei. Umgesetzt worden ist bislang nichts, schlimmer noch: die Situation verschlechtert sich weiter. Denn trotz der schwierigen Rahmenbedingungen unterstützt das Anne Frank Berufskolleg die Stadt Münster im Kampf gegen den erheblichen Fachkräftemangel in den Kitas sowie Pflege- und Gesundheitsberufen. Wo immer es möglich war, seien die Ausbildungskapazitäten erweitert worden, diese Entwicklung sei aber jetzt gefährdet, so die Aussage der Beteiligten. Der Lehrer- und teilweise auch der Schüler- Alltag ist seit mehr als zwei Jahren geprägt von Lernortwechseln – angefangen vom Kreuzviertel (dem ehemaligen ESPA-Gebäude), hin zu Ausweichräumen in der Mathilde-von-Anneke-Gesamtschule (ehemalige Fürstin von Gallitzin-Realschule) sowie zum Hauptstandort der Schule an der Manfred-von-Richthofen-Straße.

Da auch die Mathilde-Anneke-Gesamtschule nicht weiter auf ihre Räume verzichten kann, stehen ab Mai sog. „Fertigbauklassen“ zur Verfügung, die gerade auf dem Schulhof des AFB am Standort Mauritz bezugsfertig gemacht werden und der augenscheinliche Beweis für eine Zuspitzung der Lage sind.

„Was ist mit der Machbarkeitsstudie zur Erweiterung? Warum haben wir eine „Container-Lösung“, obwohl sie 2018 ausdrücklich verneint worden ist? Wir sehen keine Unterstützung aus Politik und Verwaltung“, so die Fragen und Anklage einer Lehrkraft an die anwesenden Politiker*innen.

„Wir könnten glänzen, mit besseren Bedingungen“, „der Raum ist unser dritter Pädagoge; gute Schule funktioniert nur mit guter Ausstattung“, „schulisches Sozialleben ist so nicht möglich“ sind weitere Stimmen aus dem Kreise der Schulvertreter*innen. Auch die Schülervertreterinnen berichten von viel zu kleinen Räumen, fehlenden Fachräumen und häufiger Pendelei bei klassenübergreifenden Kursen.

Die Politiker*innen nehmen Stellung zur Situation. Sie versichern, dass es nach wie vor das Ziel sei, das AFB an einem Standort zu platzieren. Aber es sei zurzeit so, dass in der Stadt ein hohes Volumen an Bautätigkeit zu bewältigen sei, es gäbe Personalengpässe und manche Bauten liefen nicht so, wie man es sich vorgestellt habe.

Entgegen der Wahrnehmung der anwesenden Schulvertreter*innen, dass die Berufskollegs in Münster zu wenig gesehen werden, stellen die Schulpolitiker heraus, dass die Berufskollegs für den Wirtschaftsstandort unersetzbar seien und durchaus in der Schulentwicklung berücksichtigt werden. Mit Erstaunen wurde zur Kenntnis genommen, dass es keine schnelle Internetanbindung und am Schulort Mauritz noch immer kein WLAN gibt.

Am Ende der knapp zweistündigen Sitzung treffen die Beteiligten folgende Vereinbarungen:

- Die Situation am Anne Frank Berufskolleg wird Thema in der nächsten Schulausschusssitzung sein, zu der Vertreter der Schule - unter den geltenden Coronaregeln - eingeladen sind.

- Von allen Politikern wird eine Unterstützung bei der Verbesserung der digitalen Ausstattung zugesagt.

Herr Terhaer bedankt sich am Ende für das kurzfristige Zusammenkommen und beendet die Sitzung mit den Worten: „Wenn klargeworden ist, wie dringlich die Situation ist und wenn Sie uns in den politischen Gremien und beim Schulträger unterstützen, dann wäre dies ein erster Schritt!“